November 03

22. Nov. 03 - "settle down"

Nachdem ich Martin dazu überreden konnte, am Sonntag früh aufzustehen, trafen wir uns in Ilanz um den frisch revidierten, sandgestrahlten Anlasser wieder einzubauen. Wenn er mich schon länger kennen würde, hätte er noch eine Stunde länger geschlafen: Ich hab die Anlasserschrauben zu Hause vergessen. Eine Stunde später bauten wir das Teil also wieder ein und waren bald schon fertig. Ab sofort läuft der Anlasser nun mit der Zuverlässigkeit eines schweizer Uhrwerkes. Mit offener Motorhaube wollte Martin noch einmal dem Motor lauschen, worauf er leider eine grauslige Entdeckung machte: Der Abgaskollektor ist auf dem vierten Zylinder undicht. Entweder wird die Kollektordichtung ihrem Namen nicht gerecht, oder der Kollektor selbst liegt nicht ganz eben auf dem Motorblock auf. Im schlimmsten Fall stehe ich vor einem Kollektorriss, der mich finaziell an den Abgrund treiben würde. Martin nimmt mir zum Glück viel Arbeit ab: Er hat mir angeboten, das Schleifen oder eben Fräsen selbst zu übernehmen. was mich finanziell entlastet.

Nach weiterem Warten auf die Garagennummer konnte ich meinen Super 7 dann trozdem noch nach Hause fahren, was ich auf Umwegen dann auch tat: Ich fuhr über Versam nach Chur und über Flims nach Disentis um den Tank noch zu füllen. Da konnte ich für eine Stunde vergessen und nur geniessen. Und es tat sehr gut. Jetzt steht die gelbe Göttin in der Garage in Surrein und wartet auf die endgültige Einmottung: Batterie ausbauen, Flüssigkeiten kontrollieren, pflegen und gut zudecken. Die Sache mit dem Kollektor und was sonst noch so ansteht (Unterboden- und Motorreinigung, Rostflecken, Lackpolitur, neue Reifen) werde ich dann im Frühling erledigen, wenn ich vielleicht auch wieder etwas Geld auf der Seite habe.


10. Nov. 03 - Orgiastisch und ernüchternd

Was für ein Wochenende! Am Samstag habe ich die zwei geilsten (ich finde kein anderes Wort dafür) Stunden der letzten Monate, wenn nicht sogar Jahre, erleben dürfen: Ich habe meine gelbe Göttin nach Graubünden geholt. Nach einer genaueren Einführung, welche Knöpfe für welchen Zweck gedacht sind, wie genau die Instrumente anzeigen und auf was sonst noch zu achten ist, fuhr ich aus der Garage und machte mich einmal mit der Handhabung der Vierpunktegurte und der Stofftüren vertraut: Wenn man einmal sitzt, gibt es nur noch eine Möglichkeit, Türen, Rückspiegel und Gurte zu richten. Zuerst müssen die Rückspiegel stimmen. Dann setzt man die Türen auf und schliesst sie mit Druckknöpfen, beide mit der rechten Hand. Dann darf man die Gurte schliessen und festzurren. Nun kann der Trip beginnen.
Den Schlüssel drehen und den ersten Schuss an Glückshormonen konsumieren: Wie alles andere, so ist auch der Sound unverwässert. Wenn man im Spätherbst fährt und sich so recht warm eingepackt hat, leidet natürlich die Rundumsicht darunter. Man gewöhnt sich aber sehr schnell an einen Super 7, weil alles so ist, wie man es sich erträumt hat. So fuhr ich also los und hielt mich zurück: Die Temperaturen waren etwa so tief, wie die Pneus runtergefahren. Spätestens nach einer halben Stunde konnte ich die obersten Jackenknöpfe aber wieder öffnen, weil der Turbolader vor meinen Füssen und das Getriebe neben mir eine wohlige Wärme ausstrahlten.
Und jetzt noch etwas über die Fahrdynamik: Weil wir für die MFK wieder auf Originalauspuff umgeschraubt hatten, entstand vor demselben ein höherer Staudruck. Und wenn man die Leiter zum Ansaugtrakt hochsteigt, findet man einen Turbolader, der nun aus dem Vollen schöpfen kann: Bis zu 1.4 bar Ladedruck bei Temperaturen unter 10 Grad: Ab 4000 Umdrehungen setzt ein Schub ein, als ob es kein morgen gäbe; nur festklammern und weinen vor Freude. Nachdem das gegenseitige Vertrauen etwas gefestigt war, traute ich mir einen Schritt mehr zu: Nach Ende einer 50er-Zone schaltete ich in den Zweiten zurück und gab Sporen. Mit einer scharrenden Hinterachse driftete ich leicht nach links und schoss nach vorn. Drei Sekunden gas geben, in den Vierten schalten und leicht abbremsen; schliesslich sind nur 80 erlaubt.
Auf der Autobahn wollte mein guter Freund und Begleiter wissen, wie sein gut laufender Audi S6 gegen den Super 7 abschneidet. Also fuhren wir nebeneinander und gaben gleichzeitig gas: Sein Achtzylinder schmeichelte zwar mein Ohr, aber nicht lange. Zum einen dröhnte meine Turbine meine Ohren zu, und zum anderen waren wir nur kurz nebeneinander und ich sehr bald schon wieder auf der Bremse: bei 100 noch eine Beschleunigung, als ob man im zweiten Gang fahren würde.
Dann kam Chur und mit Chur untypischerweise der Regen. Von nun an war noch mehr Vorsicht geboten mit den Avon-Sportreifen. Manchmal lief die Frontscheibe gefährlich an und manchmal brach die hintere Achse aus. Dafür habe ich solche Zustände nun auch schon erlebt. Alles in allem also a day very well spent mit Drogenrausch im legalen Bereich.

Dann kam die Ernüchterung: Nachdem wir meinen Tieffleiger nur mit Unterlagsbrettern auf den Lift brachten, (die Ölwanne war zu tief,) entdeckten wir ein verbogenes A-Frame an der Hinterachse und recht viel Dreck an allen Stellen. Nachvollziehbar, denn mmerhin wurde das Auto das ganze Jahr über gefahren. Alles Punkte, die man in angemessenem Rahmen selbst beheben kann.
Meine Absicht war es, die gelbe Göttin so bald wie möglich vorzuführen und einzulösen. Nach einem genaueren Blick auf das Reifenprofil verflog aber auch diese Hoffnung: Knapp unter Minimalprofil sind nun neue Gummis nötig. Es wäre also eine Verschwendung, die 13"er zu bereifen, wo ich doch die 15"er fahren möchte. Die 15"er sind aber nicht MFK-freundlich, was mir auch nach der MFK noch Sorgen bereiten wird. So habe ich beschlossen, den Anlasser zu revidieren, wieder einzubauen und die MFK auf kommenden Frühling zu verschieben. Bis dann finde ich hoffentlich eine Lösung für all die oben aufgeführten Sörgelchen. Und wieso soll ich die ganze Arbeit jetzt vor der MFK und später, im Frühling nochmal machen, wenn alles im Frühling in einem Wasch geht? So muss ich mich also noch länger gedulden. Hoffentlich sind die Entzugserscheinungen erträglich.


6. Nov. 03 - Verzögerungen

Dem Fanatiker sei ans Herz gelegt: Gut Ding will Weile haben. Da läuft nicht alles so geschmiert, wie man es gerne hätte, und meine Wartezeit verlängert sich. So wie es zur Zeit aussieht, kann ich mir meine Ausfahrten vor dem Winter wohl in die Haare schmieren.
Ich habe zwar eine Garage gefunden, wo ich den Seven nach der Überführung auf einen Lift stellen kann, um einen Blick drunter zu werfen und um den Anlasser auszubauen. Aber die Brüder von Kumschick waren wohl so freundlich, dass sie die Seriennummer desselben ausgeschliffen hatten; damit auch ja niemand auf die Idee kommt, den Anlasser bei einer dritten Stelle zu besorgen. So fiel der Entscheid auf eine Revision, die leider aber einige Tage dauert. Also Seven kastrieren, Anlasser revidieren und wieder einbauen. Jetzt kann ich nur hoffen, dass sich jemand meiner erbarmt und meinem Seven einige Tage Asyl in seiner Garage gewährt. Nur bis die Revision vollzogen ist.
Der zweite Punkt ist die geniale Kommunikation zwischen den Strassenverkehrsämtern dieser niedlichen Schweiz: Wenn man den Wagen, zugelassen im Kanton Aargau, in Graubünden zur Prüfung zu bringen gedenkt, so muss man ihn in Aargau zuerst ungültig stempeln lassen. Vielleicht weil die Bündner eine andere Farbe in ihrem Stempelkissen haben als die Innerschweizer; es lebe der Föderalismus! Also Ausweis nach Aargau, Stempel drauf, Ausweis zurück, Termin machen in Graubünden und dann warten auf die ach so freudig erwartete MFK: Je nach Laune der Staatsbeamten und nach Wetter (was weiss ich) insgesamt eine weitere Woche im Minimum. Dann kann ich mir ja gleich Spikes und einen Raumfahreranzug montieren, wenn ich noch eine Ausfahrt machen möchte :-(

Dem Fanatiker sei aber auch ans Herz gelegt: Der einzige Mist, auf dem nichts wächst, ist der Pessimist. So werde ich willig geduldig bleiben, wie das Dornröschen im Tiefschlaf, und auf Goodwill von oben hoffen, meine Vorlesungen besuchen und mein Übungen machen, damit auch bald der Winter vorbei sein möge und auch das Studium nicht leidet. Und wenn ich ja Glück habe, lässt der Jahrhundertwinter noch auf sich warten. Die Hoffnung stirbt zuletzt.